UNBEGENZTE ENERGIE ENTSTEHT

DURCH DIE LEERE DES INNEREN RAUMES

 

Peter Peer Rohr über die Notwendigkeit, das alte Jahr vollständig zu entsorgen und das Neue Jahr mit einem NEUSTART zu beginnen.

 

 

Peter Peer Rohr

 Kulturkritiker, Seelenrechtler und Paradigmenforscher

Dozent für authentische Kommunikationsprozesse mit der inneren und äußeren Wirklichkeit

Lehrer für Diagnose und Therapie der karmischen Ursachen

von adharmischen Entwicklungsprozessen des individuellen und gesellschaftlichen Lebens

 

 

Herr Rohr, was wünschen  Sie sich für das Neue Jahr?

 

Ich wünsche mir, dass die Menschen das Nichts in der Leere des inneren Raumes entdecken, da ich es mit dem alten englischen Sprichwort halte, dass der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen und selbstsüchtigen Wünschen gepflastert ist.

 

Wenn Sie sich all des Inhalts entledigen, den Sie angesammelt haben,

dann öffnet sich Ihrem Bewusstsein dieser weite unbegrenzte Raum

die sogenannte Leere, die das Potential unbegrenzter Energie enthält.

Und weil da nichts mehr vom Verstand Ausgedachtes ist,

haben sie Zugriff auf das unbegrenzte Energie-Potential des inneren Raumes.“

-Jiddu Krishnamurti, Das Licht in Dir-

 

Sie glauben an die Hölle?

 

Ich teile die Überzeugung von Gillian Rubinstein, dass es keine Hölle außer der gibt, die ein Mensch durch sein falsches Denken in seinem Bewusstsein selbst erzeugt hat und jener Hölle, die die Menschheit auf unserer Erde durch adharmische Handlungen selbst geschaffen hat.

 

"Das Paradies, das wären ein französischer Koch, ein britischer Polizist,

ein deutscher Manager und ein italienischer Liebhaber.

Die Hölle, das ist ein britischer Koch, ein deutscher Polizist,

ein italienischer Manager und ein französischer Liebhaber."

-Carla Bruni-

 

Gott hat Himmel und Erde geschaffen, die Hölle haben die Menschen hinzuerfunden?

 

Ich meine hier nicht die offensichtliche Verschwörung von Staat und Kirche, die die Menschen  jahrhundertelang durch Bevormundung und Fremdbestimmung in manipulativer Abhängigkeit gehalten hat…

 

"Um die Menschen zum Beichtstuhl und in den Schoß der Kirche zu bringen,

dazu hat man Gott, den Teufel und die Hölle erfinden müssen."

-Alain-

 

…Ich meine hier vielmehr was die moderne Gehirnforschung herausgefunden hat und was zumindest die großen Philosophen schon seit Jahrtausenden gewusst haben,  dass wir die Wirklichkeit, die wir im äußeren erleben, in unserem eigenen Bewusstsein selbst konstruieren.

 

"Die Welt existiert nur so lange,

solange wir sie mit unserem inneren Dialog aufrechterhalten.

Die Welt ist so oder so, weil unser konditioniertes Denken uns sagt,

dass die Welt so oder so ist.

In dem Moment, wo wir unseren inneren Dialog einstellen,

hört die Welt auf, so oder so zu sein

und wird wieder so, wie sie in Wirklichkeit ist.“

-Don Juan Matus-

 

Es gibt also keinen Teufel, der die Menschen zu bösen Handlungen verführt?

 

Ich denke nicht, dass eine Entität wie der Teufel in der Lage wäre, unsterbliche Seelen zu verführen, wenn diese nicht ein so immens großes Interesse daran hätten - in den Worten von John Milton - „lieber in der Hölle zu regieren als dem Himmel zu dienen.“

 

"Der Teufel hat die Welt verlassen, weil er weiß,

die Menschen machen selbst die Höll' einander heiß."

-Friedrich Rückert-

 

Warum kreiert unsere „Ich-Persönlichkeit“ permanent subjektive Wirklichkeiten (Einbildungen, Illusionen, Ängste und gedankliche Schlussfolgerungen) – und warum spalten wir die Welt grundsätzlich in dualistische Gegensatzpaare auf, also in das sogenannte Gute und Böse sowie in das Territorium des sogenannten lieben Gottes (Himmel) und in das Territorium (Hölle) seinen vermeintlichen Gegenspielers (Teufel)? Warum fällt es so schwer, zu begreifen, dass unsere subjektive Wirklichkeit keine objektive Gültigkeit besitzt, sondern einzig und allein in unserer eigenen Vorstellungswelt existiert?

 

"Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen,

sondern unsere Gedanken und Vorstellungen über diese Dinge."

-Epiktet-

 

Weil die Wirklichkeit weder eine Idee ist, die eingekreist, identifiziert oder vorstellungsmäßig in Besitz genommen werden noch durch Worte und Begriffe beschrieben werden kann.

 

„Es gibt die Wirklichkeit, ihr Narren, und daran ist nicht zu rütteln.

Wahrheiten aber, das heißt in Worten ausgedrückte Meinungen über die Wirklichkeit,

gibt es unzählige und eine jede ist ebenso richtig wie sie falsch ist.“

-Siddhartha, Herman Hesse-

 

Warum erscheint uns eine Idee - die rein menschliche Vorstellung von einer Sache – wichtiger als die Wirklichkeit zu sein? Warum liegt uns mehr am Herzen, was wir sein sollten, als das, was wir sind? Warum erscheint uns die Zukunft verlockender als die Gegenwart? Warum haben Titel, Rang, Bilder und Symbole einen größeren Wert für uns als die Sache für die sie stehen? Warum ist unser Streben ständig darauf ausgerichtet, die Wirklichkeit in die Schablone unserer Vorstellung zu pressen?

 

"Das Problem ist, dass wir nicht damit zufrieden sind, Dinge zu sehen -

wir fügen den Dingen, die wir sehen, die falsche Interpretation hinzu."

-Harley Quin-

 

Weil sich unsere „Ich-Persönlichkeit“ beständig danach sehnt, außergewöhnlich zu sein. Weil sie fortwährend nach Anerkennung und Beifall hungert. Weil sie es nicht ertragen kann, ein Niemand bzw. ein Nichts zu sein! 

 

Eines Tages arbeitete Zen-Meister Bankei gerade im Garten,

als ein nach Freiheit und Erleuchtung Suchender den Garten betrat

und den vermeintlichen Gärtner fragte: `Gärtner, wo ist Zen-Meister Bankei´?

Als dieser sich als Meister Bankei zu erkennen gab,

verließ der vermeintliche Sucher wortlos den Garten, weil er es nicht ertragen konnte,

dass ein großer Meister auch im Garten arbeiten und ganz gewöhnlich sein konnte.

Weil er selbst große Angst davor hatte, ein Niemand zu sein,

hatte er Angst vor einem Meister ohne Titel, ohne Rang, ohne Brimborium,

ohne Tradition, ohne Ansehen, ohne Heiligen-Status.

Er hat fürchterliche Angst vor einem Menschen, der weder unterlegen noch überlegen ist.

Dadurch verpasste er eine Chance, weil er nicht akzeptieren konnte,

dass nur wirklich authentische und außergewöhnliche Menschen,

keine Angst haben, ein Niemand zu sein.

Er hat nicht verstanden, dass ein Niemand zu sein

eine der großartigsten Erfahrungen ist, die man im Leben machen kann.

Denn nur ein Niemand kann sich seiner Unsterblichkeit bewusst werden.

Allein die Erfahrung, vollkommen ein Niemand zu sein,

ist genau die Bedeutung von Nirwana, von Nichts,

von der absoluten und unbegrenzten inneren Leere,

wo die neurotische „Ich-Persönlichkeit“ ihre omnipotente Bedeutung verliert.

Er hat nicht verstanden, dass ein „Jemand“ zu sein eine einzige Selbst-Täuschung ist.

Denn je mehr die „Ich-Persönlichkeit“ ein Jemand sein möchte,

desto schwächer und nicht-authentischer wird sie.

Und je mehr sie ein Niemand ist und die innere Leere zulässt,

desto stärker und authentischer wird sie.

Es ist kein Entwicklungsprozess notwendig, um einfach zu sein,

aber es ist äußerst schwierig und dauert lange, ein Jemand zu sein.

Sei absolut ein Niemand und Du wirst unmittelbar mit der gesamten Existenz eins werden.“

-Osho, Neo-Tarot-

 

Warum sollte es nicht legitim sein, ein Jemand zu werden, der sich nach einem Leben in Glück und Erfüllung sehnt und der sich seine Wünsche erfüllt? 

 

Wenn das Sehnen und Bemühen nach Erfüllung auf authentischem Interesse beruht, ist nichts dagegen einzuwenden. Wenn aber der Drang nach Erfüllung und das Bedürfnis nach Erleuchtung eine Strategie der „Ich-Persönlichkeit“ ist, der Bestimmung der eigenen Seele auszuweichen -, wenn sich die „Ich-Persönlichkeit“ religiöser Rituale und spiritueller Meditationstechniken bedient, um  ihre Angst vor dem Nirwana zu betäuben -, dann ist es unvernünftig, an diesen Verweigerungs- und Ablenkungsstrategien weiter festzuhalten. 

 

"Wir fürchten uns wohl vor dem Schmerz, mehr aber vor der Stille,

denn kein grausamer Alpdruck könnte furchtbarer sein als diese Öde.

Dies ist die Verdammnis. Dies ist der Zorn Gottes."

-Wystan Hugh Auden-

 

Glauben Sie denn, dass  Menschen, die jahrzehntelang das Ritual einer religiösen oder spirituellen Praxis durchgeführt haben, wirklich überprüfen wollen, ob sie auf diese Weise eventuell Selbstsabotage betreiben?

 

Wenn sie ein authentisches Interesse an ihrem Leben haben, werden sie das überprüfen wollen. Wenn sie kein authentisches Interesse an ihrem Leben haben, werden sie einfach mit ihren Ritualen weitermachen.

 

"Fast alle Menschen stolpern irgendwann in ihrem Leben über die Wahrheit.

Die meisten springen schnell wieder auf,

klopfen sich den Staub ab und eilen ihren Geschäften nach, als ob nichts geschehen sei."

-Winston Churchill-

 

Worauf beruht denn dieser Hang, auf Teufel komm raus, an selbsttäuschenden Verhaltensweisen festzuhalten? 

 

Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass der eigentliche Grund – warum ihr Leben von Stagnation, Krankheit, unglücklichen Entwicklungen und mangelnder Wunscherfüllung bestimmt wird – in ihrem Streben nach Vergnügen, materieller Sicherheit und schneller Erleuchtung aber nicht nach wahrem Glück zu suchen ist.

 

"Das Leben der meisten Menschen wird durch Wünsche und Ängste bestimmt.

Der Wunsch kommt aus der Notwendigkeit, etwas hinzuzufügen,

um sich selbst als vollständiger zu erleben.

Alle Angst ist die Furcht davor, etwas einzubüßen

und dadurch an Wert zu verlieren oder weniger zu sein.

Diese zwei Bewegungen verdecken die Tatsache,

dass das Sein weder gegeben noch weggenommen werden kann.

Das Sein ist in seiner Fülle bereits in uns."

-Eckhart Tolle-

 

Auf törichtem Wunsch wartet zuweilen eine grausame Bestrafung: seine Erfüllung?

 

Das Leben der modernen Industrienationen bietet einen perfekten Anschauungsunterricht. In dem Bestreben, sein Leben in all seinen Aspekten überschaubar, kontrollierbar und vorhersehbar zu machen, hat sich der moderne Mensch in der Matrix der Wünsche seiner „Ich-Persönlichkeit“ verfangen. Je mehr er die Bedingungen einer rundum versicherten Pseudo-Welt akzeptiert, desto mehr fühlt er sich abgeschnitten von den Erfahrungen, die seinem Leben wirklichen Sinn und Bedeutung verleihen würden

 

„Der spirituelle oder auf materiellem Gebiet ehrgeizige Mensch kann niemals problemlos sein,

weil die Probleme erst dann enden, wenn das Ich abwesend ist.“

-Jiddu Krishnamurti, Über die Liebe-

 

Worin liegt der Unterschied zwischen dem echten Bedürfnis und dem eingebildeten, neurotischen Wunsch?

 

Vergnügen, Sicherheit und organisierte Erleuchtung hängen von äußeren Umständen, finanziellen Faktoren und religiösen Ritualen ab, wahres Glück dagegen nicht. Wahres Glück ist unabhängig von äußerem Erfolg, irgendwelchen Meditations-Übungen und materiellen Umständen.

 

„Auf dieselbe Weise, wie wahres Glück immer der eigenen Kontrolle unterliegt,

so hängt Pseudo-Glück immer von der Gunst einer äußeren Instanz ab.

In dem Maße, wie wir anderen erlauben, sich in unser Leben einzumischen

verlieren wir die Kontrolle über unser Leben und erleiden Misserfolg und Unglück.“

-Seminarunterlagen: Selbstbestimmung durch Selbstermächtigung-

 

Was wäre denn Ihrer Meinung nach eine sinnvolle oder vernünftige Intention zum Jahreswechsel?

 

Sich noch vor dem Jahreswechsel von jenen Wünschen und Zielen zu verabschieden, die im Jahr zuvor Hindernisse und Probleme in unser Leben brachten. Wenn wir im Neuen Jahr von den Problemen befreit werden möchten, mit denen wir uns im alten Jahr herumschlagen mussten, dann müssen wir aufhören, uns um die Erfüllung artfremder (adharmischer) Wünsche zu bemühen. Mit jeder einzelnen Handlung, die wir durchführen, um adharmische Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen, fügen wir nicht nur unserem eigenen Leben sondern auch dem Leben anderer großen Schaden zu.

 

"Wenn man ein lebendiges Wesen tötet, dann ist man es selbst, den man tötet.

Wenn man jemanden betrügt, dann ist man es selbst, den man betrügt.

Wenn man jemanden quält, dann ist man es selbst, den man quält.

Wenn man jemanden Schaden zufügt, dann ist man es selbst, dem man Schaden zufügt.“

-Mahavir-

 

Woran kann man erkennen, dass man falschen Bedürfnissen und falschen Wünschen aufgesessen ist?

 

Wenn wir keine wirkliche Erfüllung verspüren und keinen inneren Frieden finden, obwohl wir unsere Wünsche erfüllt haben.

 

„Im Leben gibt es zwei Tragödien.

Die eine ist die Nichterfüllung eines Herzenswunsches.

Die andere seine Erfüllung.

Von den beiden ist die zweite bei weitem die tragischere.“

-Oskar Wilde-

 

Wie nähert man sich einer Wirklichkeit an bzw., wie bringt man sich mit einer Wirklichkeit in Übereinstimmung, die sich weder mit den Sinnen wahrnehmen, mit dem Verstand identifizieren noch mit Worten beschreiben lässt?

 

"Dorthin, wo die Augen nicht gehen können.

Jenes, was die Sprache nicht beschreiben kann.

Dieses, was wir mit dem Verstand nicht verstehen können.

Wie kann man es lehren?"

-Upanishaden-

 

In dem wir unser Leben betrachten und es auf seinen inneren Wert und seine äußere Lebensqualität hin überprüfen. Wenn wir davon ausgehen, dass die physische Welt unsere eigene Schöpfung ist und jeder Einzelne in seinem Geist seine eigene Version von der Welt erschafft, dann kann ich durch die von mir geschaffene Schöpfung ein Feedback über meine wirklichen Intentionen und durch die von einem anderen geschaffene Manifestation ein Feedback über die Intentionen des anderen erhalten.

 

"Der Andersdenkende ist kein Idiot,

er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert."

-Paul Watzlawick-

 

Wenn ich mich selbst als Künstler sehe, der sein bisheriges Leben als Kunstwerk begutachtet und dann feststellen muss, dass ich außer Problemen, Wunschvorstellungen und Hoffnungen nichts Vernünftiges und Weltbewegendes zustande gebracht habe, dann würden sicherlich viele gerne wissen, wie sie ihr Unvermögen, ihr Leben zu einem ästhetischen Kunstwerk zu machen, in kreative Manifestationsfähigkeit verwandeln können?

 

In dem man sich z. B. am 31. Dezember des auslaufenden Jahres 2011 entschließt, ab dem ersten Januar des Neuen Jahres 2012 die Welt der Wunschvorstellungen, Sehnsüchte, Hoffnungen, Glaubensüberzeugungen und guten Vorsätze zu verlassen und in die Welt der kreativen Manifestation einzutreten.

 

“Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag,

an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimmst.”

-Dante-

 

Was muss ich tun, um in die Welt der kreativen Manifestation eintreten zu können?

 

Zuerst sollte ich meine kindlichen Vorstellungen und albernen Erwartungshaltungen - von einem goldenen Zeitalter, meiner baldigen Erleuchtung, die Erfüllung der 2012 Maya-Kalender Prophezeiung, die Wiederkunft des Messias oder die Erlösung der Welt durch Maitreya, das kommende Himmelreich auf Erden und eine Zeit, wo alle meine Wünsche in Erfüllung gehen-, über Bord werfen.

 

„Der wahrhaft religiös-spirituelle Geist ist frei von allen Gurus,

Erlösern und Erleuchtungsideologien.“

-Jiddu Krishnamurti, Vollkommene Freiheit-

 

Wenn ich Sie richtig verstehe, wollen Sie sagen, dass meine Erwartungshaltungen, Glaubensüberzeugungen und Hoffnungen nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben, weil sie ausschließlich Produkte meiner menschlichen Einbildungskraft sind?

 

Solange wir an der selbst-entmächtigenden Auffassung festhalten, dass unser Schicksal von der Regierung,  den Genen oder von einem imaginären Gott bestimmt wird und solange wir dem pragya aparadh der spirituellen Matrix aufgesessen sind, unser Leben durch spirituelle Rituale, religiös-Gebete und durch Meditationsübungen in ein glückliches Leben verwandeln zu können, werden wir weder unsere Probleme lösen noch jenen Fortschritt in unserem Leben erreichen können, der unsere Seele wirklich happy macht.  

 

„Philosophie, Religion, Patriotismus und Gurutum sind leere Götzen;

der einzige Sinn, den unser Leben hat, ist der, den wir selbst ihm geben.

Den Buddha töten heißt, die Hoffnung zerstören,

dass irgendjemand außer uns selbst Meister sein kann.“

-Sheldon Kopp-

 

Besteht denn der Sinn des Lebens nicht darin, Glück durch die Erfüllung seiner Wünsche zu erlangen, unabhängig davon, um welche Wünsche es sich dabei handelt?

 

Diejenigen Menschen, die sich von den Verführungen der materiellen und  spirituellen Matrix haben einfangen lassen, glauben in der Tat, dass der Sinn des Lebens darin liegen würde, Glück durch die Erfüllung seiner materiellen und spirituellen Wünsche zu erlangen.

 

"Glück ist, wenn ... man von den absurden Ratschlägen und illusionären Versprechungen

selbsternannter Glücksexperten oder Erfolgsgurus verschont bleibt."

-Peter Schulz-

 

Interessanterweise stellt sich niemand die Frage, warum eine unsterbliche Seele, deren Heimat das unendliche Meer der Glückseligkeit ist, ein Gut auf diesem Planeten anstreben möchte,  das sie bereits a priori besitzt?

 

„Auf einmal war es ihm klar, dass die Suche

der einzige Grund des bisherigen Nichtfindens gewesen war;

dass man da draußen in der Welt nicht finden und daher nie haben kann,

was man immer schon ist.“

-Paul Watzlawick-

 

Wenn die Seele auf diesem Planeten nicht nach Glück sucht, weil sie dieses Glück schon im Überfluss besitzt - dieses Glück der Unsterblichkeit in Wahrheit nie vermissen wird -  dann stellt sich die Frage, warum sie sich dann überhaupt in einem menschlichen Körper inkarniert hat?

 

Wenn wir versuchen, mit unserem Verstand herausfinden zu wollen,  was die Seele auf diesem Planeten will, werden wir genau in dieses Dilemma geraten, vor dem Gautama Buddha seine Schüler bewahren wollte, indem er sie nicht mit der Absurdität eines allmächtigen Schöpfers belastete.

 

„Wenn das Universum einen Anfang hatte,

können wir von der Annahme ausgehen, dass es durch einen Schöpfer geschaffen worden sei.

Doch wenn das Universum wirklich völlig in sich selbst abgeschlossen ist,

wenn es wirklich keine Grenze und keinen Rand hat,

dann hätte es auch weder einen Anfang noch ein Ende;

es würde einfach sein. Wo wäre dann noch Raum für einen Schöpfer?

-Stephen Hawking-

 

Buddha wusste offensichtlich, was das Abendland seit zwei Jahrtausenden immer wieder schmerzlich erfahren muss, dass der Verstand durch die Vorstellung eines allmächtigen Gottes nicht nur fortwährend in eine unsinnige Rechthabediskussion verwickelt, sondern - was noch schlimmer ist - unaufhörlich von seiner eigentlichen Aufgabe abgelenkt wird, eine klare Unterscheidung zwischen Wissen und Nicht-Wissen (Glauben) treffen zu können. 

 

“Oh, Du die Wahrheit Erkennender,

Religion und Atheismus, Glück und Leid -

all diese Dinge sind nur Erscheinungsformen des Geistes.

Du bist weder der Handelnde noch der Genießende, noch der Erleidende.

Du bist der Atma, das göttliche, unsterbliche Selbst.

Deshalb bist Du bereits seit Ewigkeiten frei.

Befreiung ist nicht etwas, für das Du Dich bemühen müsstest.

Die Befreiung hat bereits vor allem Anfang in Deinem Sein stattgefunden.“

-Rishi Ashtavakra zu König Janaka-

 

Was will die unsterbliche Seele auf diesem gottverdammten Planeten?

 

Vielleicht will sie genau das, was unsere „Ich-Persönlichkeit“ im Spießer-Modus vermeiden und im Abenteuer-Modus unter allen Umständen erleben möchte. 

 

„Wenn jemand die Sicherheit des eigenen Zuhauses genießt,

träumt er vom Abenteuer.

Der Held, dem das Abenteuer im Atem hält, träumt von zu Hause.“

-Henry Miller-

 

Sie will also genau das und nichts anderes erleben, was die Menschheit seit Jahrtausenden von Jahren auf diesem Planeten (Kriege, Ungerechtigkeit, Leid, Armut, Krankheit)  durchgemacht hat?

 

Offensichtlich! Es sollte nicht schwer sein, sich vorzustellen, dass unsterbliche Wesen ein ziemlich großes Interesse daran haben dürften, alle Formen der Sterblichkeit und Ohnmacht in Erfahrung bringen zu wollen.

 

"Wir sind nicht menschliche Wesen, die ab und zu spirituelle Erfahrungen machen,

sondern wir sind spirituelle Wesen, die ab und zu menschliche Erfahrungen machen."

-Deepak Chopra-

 

Warum sind der Seele die Erfahrungen, die sie im menschlichen Körper machen kann, so wichtig? 

 

Es geht der Seele in erster Linie um den Erfahrungs- und Erkenntnisgewinn, den sie im menschlichen Körper machen kann. Im Prinzip weiß die Seele bereits alles,  was es in der Unendlichkeit von Raum und Zeit zu wissen gibt. Doch dieses Wissen reicht ihr nicht aus. Sie sehnt sich nach der unmittelbaren Erfahrung.

 

„Die eigene Erfahrung hat den Vorteil völliger Gewissheit.“

-Arthur Schopenhauer-

 

Um dieser  Erfahrung willen scheint die Seele auch bereit zu sein, Leiden im materiellen Körper zuzulassen?

 

Die Seele hat sich weder in einem menschlichen Körper inkarniert, um glücklicher oder unglücklicher zu werden noch um Schmerzen und Leid zu vermeiden. Ihr vorderstes Interesse besteht auch nicht darin, etwas über das Leben und die Mechanismen der Evolution zu lernen. (Das ist mehr das Interesse unserer „Ich-Persönlichkeit“). Vielmehr will sie spüren, wie sich das Leben eines sterblichen Wesens anfühlt. Mit welchen Problemen ein sterbliches Wesen auf dieser Evolutionsstufe zu kämpfen hat. Sie möchte spüren, wie sich Freude, Glück, Liebe aber auch Ohnmacht, Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit anfühlen. Sie möchte also in Erfahrung bringen, was Glück und Leid auf der körperlichen Ebene bedeutet. Deshalb streben alle körperlosen Wesen nach der körperlichen Erfahrung. Um vollständige Erkenntnis  zu gewinnen, muss die Seele durch alle positiven und negativen Erfahrungen der physischen Existenz und des Menschseins hindurch gehen. 

 

"Die Welt ist so eingerichtet, dass Du ihre Leiden erdulden musst,

wenn Du ihre Freuden genießen möchtest.

Ob es Dir gefällt  oder nicht, Du kannst das eine nicht ohne das andere haben."

-Brahmananda Saraswati-

 

Woher kommt dann dieser Wunsch nach Erlösung, nach Befreiung und Erleuchtung (moksha)?

 

Ich denke, dass nur Seelen, die vergessen haben, warum sie sich auf diesem Planeten inkarniert haben und welche Erfahrungen sie eigentlich auf diesem Planeten im menschlichen Körper machen wollten, sich für Religion, Spiritualität, Erlösung und Erleuchtung interessieren.

 

„Die Religion ist eine Art Opium, das man dem Volk gewährt,

um es in glückliche Wunschträume zu wiegen

und damit über die Ungerechtigkeit zu trösten, die ihm widerfährt.“

-Werner Heisenberg-

 

Die Seele, die sich der Unsterblichkeit bewusst ist, beschäftigt sich nicht mit religiösen oder spirituellen Themen?

 

Sie wird sich auf gar keinen Fall den Kopf darüber zerbrechen, wie sie ihren Erdenaufenthalt so schnell wie möglich beenden und wie sie wieder zurück ins traute Heim kommen kann. Vielmehr wird sie danach trachten, das Leben auf diesem Planeten so intensiv und so tiefgründig wie möglich  erleben zu wollen. Seelen, die sich freiwillig inkarniert haben, erkennt man daran, dass sie das Leben als Abenteuer wahrnehmen und nicht ständig nach vermeintlich spirituellen Abkürzungen (short-cuts) suchen, um notwendige Entscheidungen und  unangenehmen Lernprozessen aus dem Weg gehen zu können. Sie wissen, dass sie nur ihren Seelenplan erfüllen können, wenn sie sich dem Erfahrungsprozess ohne Wenn und Aber auf diesem Planeten stellen.

 

"Lassen Sie nicht zu, dass der Lärm fremder Meinungen Ihre eigene innere Stimme übertönt.

Und vor allem haben Sie Mut, Ihrem Herzen und Ihrer Intuition zu folgen."

-Ansprache auf der Abschlussfeier an der Stanford University, 12. Juni 2005-

-Steve Jobs-

 

Das heißt, diese Seelen definieren Glück auf andere Weise als durch spirituelle Erfahrungen? 

 

Wenn man das Glück hat, eine solche Seele zu haben, wird man das Leben in all seinen Facetten genießen können ohne sich ständig schuldig oder sündig fühlen zu müssen.

 

„Glück bedeutet einen anständigen Martini, ein anständiges Essen,

eine anständige Zigarre und eine anständige Frau ... oder eine unanständige Frau –

je nachdem, wie viel Glück man verkraften kann.“

-Richard Burns-

 

Ist das der Grund, warum denjenigen Menschen, die beständig auf der Suche nach spirituellen Erfahrungen und Erleuchtung sind, in fast allen Fällen in ihrer persönlichen Entwicklung stagnieren?

 

Der Mensch kann die Wahrheit und die Liebe nur dann finden, wenn er sich vollkommen von seiner neurotischen „Ich-Persönlichkeit“ befreit hat, die ihm ständig einredet, irgendwelche religiösen Rituale oder spirituellen Techniken durchführen zu müssen, um in diesem Leben glücklich oder erleuchtet werden zu können.

 

„Der wahre Wert eines Menschen ist in erster Linie dadurch bestimmt,

in welchem Grad und in welchem Sinn er zur Befreiung vom Ich gelangt ist.“

-Albert Einstein-

 

Wie sollte man den Jahreswechsel nutzen, um zurück in die Spur seines Seelenplans zu finden?

 

In dem wir unsere Körper-Intelligenzen in die Meisterschaft hinsichtlich ihrer Verarbeitungs- und Integrationsfähigkeit aller Erfahrungen und Erlebnisse des letzten Jahres bringen. Nur auf diese Weise  können wir das alte Jahr vollständig abschließen. Andernfalls werden wir im Neuen Jahr 2012 genau die Probleme haben, die uns im Jahr 2011 bereits daran gehindert haben, unseren Seelenplan zu leben. Um unser Schicksal im Sinne unseres Seelenplans im Jahre 2012 selbst gestalten zu können, ist es notwendig, das Neue Jahr mit einem Neustart unseres Energie-Geist-Körper-Systems zu beginnen.

 

„Und plötzlich weißt Du:

Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.“

-Meister Eckhart-

 

Wie führt man diesen Neustart durch?

 

Indem wir die Hard- und Software unserer menschlichen Körperintelligenz entweder durch einen upgrade oder durch eine komplette Neuinstallation der Original Hard- und Software der menschlichen Körperintelligenz auf den neuesten Stand bringen. Unser Energie-Geist-Körper-System muss frei von alten Eindrücken (sanskaras) sein, um wieder in Übereinstimmung und Kompatibilität mit dem eigenen Seelenplan kommen zu können. Es kann solange keine neuen Erfahrungen und neuen Einsichten zulassen, solange es den gegenwärtigen Moment immer wieder durch eine überholte Hard- und Software aufzuschlüsseln versucht. Um wirklich etwas vollständig Neues entdecken zu können, muss unser Geist die Leere des inneren Raumes in Besitz nehmen.

 

"Denn jeder hört, was er hören will, und sieht, was er sehen will;

denn jeder hört und sieht nach seinen festgelegten Programmen.

Und diese Programme müssen fallen. Wer das Dasein kennen lernen will,

muss alle festgefahrenen Einstellungen aufgeben.

Deine Augen dürfen nur Fenster sein, keine Projektoren.

Deine Ohren dürfen nur Türen sein, keine Projektoren."

-Tilopa-

 

In diesem Sinne wünsche ich allen Menschen im Neuen Jahr die Leere des inneren Raumes…

 

 

www.srilalita.de

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